Ist die Bibel so einfach zu lesen?

“Das kenne ich schon.” “Greif einfach zur Bibel, und lies.” “Ihr habt diesen Text sicherlich schon oft gehört.” Moment mal! Dahinter steckt oft eine trügerische, weil verzehrte Vorstellung des Bibellesens. Trevin Wax hat dies sehr schön aufgezeigt.

Die tägliche Realität sieht ganz anders aus. Schon mal 3. Mose, Hiob, Hesekiel, Nahum oder den Hebräerbrief Vers für Vers gelesen?

Stress the simplicity of the Bible, and the people you are hoping will read the Bible next year may begin to wonder if they’re just too dumb to understand it. I wonder if, in our efforts to get people reading Scripture, we might be minimizing the tough parts, and unintentionally undercutting our people’s sense of joy when they grow in biblical knowledge.

Was steckt dahinter?

Our tendency is to make the Bible seem more accessible than it is with the hope that more people will read it. I think this is the wrong way to go about it. It’s just not going to happen.

Die Botschaft sollte lauten: Es ist hart und braucht Disziplin. Und es lohnt sich.

Like learning to play the piano, Bible-reading is both a joy and a discipline. Instead of making it seem like the Bible’s accessibility demands little work or time, we should tell people that it’s a hard book with great reward. It may be tough, but that’s just it. The best things in life are things we work for. They’re the tough things.

Buchbesprechung: Das Kennzeichen eines wahren Christen

Francis A. Schaeffer. Das Kennzeichen des Christen. Enthalten als Anhang in: Francis A. Schaeffer. Die grosse Anpassung. CLV: Bielefeld, 2008 (3. Auflage). S. 179-210.
Original: The Mark of the Christian. In: The Complete Works of Francis A. Schaeffer. Vol. 4: A Christian View of the Church. Crossway: Westchester, 1982. S. 183-205.

Unsere scharfen Zungen, der Mangel an Liebe unter uns, verwirren die Welt zu Recht – weit eher als die notwendigen Hinweise auf Unterschiede, die es zwischen echten Christen geben mag.

Dieser kurze Aufsatz beschreibt das singuläre Kennzeichen des Christen nach Johannes 13,33-35. Es ist „das Merkmal, mit dem Jesus den Christen auszeichnet, … zu allen Zeiten und an allen Orten, bis Jesus wiederkommt“ (181): Die Liebe untereinander. Die Formulierung von Jesus macht zweierlei deutlich:

  • Da es ein Gebot ist, kann es gebrochen werden.
  • Es ist möglich, Christ zu sein ohne dieses Merkmal zu tragen.

„Wenn Jesus uns schon so eindringlich gebietet, alle Menschen als unsere Nächsten zu lieben, wie wichtig ist es dann erst, unsere Mitchristen besonders zu lieben.“ (183) Diesen Auftrag einzuhalten ist jedoch sehr störungsanfällig.

Schaeffer legt Johannes 13 näher aus:

  1. Wir sollen alle wahren Christen besonders lieben.
  2. Die Qualität der Liebe, die unsere Norm sein soll, ist die Liebe Christi. „Inmitten der Welt, inmitten unserer sterbenden Kultur verleiht Jesus der Welt ein Recht. Kraft seiner Vollmacht erteilt er der Welt das Recht, aufgrund unserer sichtbaren Liebe zu allen Christen zu beurteilen, ob wir Sie und ich, wiedergeborene Christen sind.“ (186)
  3. Der Mangel an Liebe beweist jedoch nicht, dass jemand kein Christ ist. Die Welt hat jedoch das Recht, das Christsein abzustreiten.
  4. Schaeffer zieht Johannes 17,21 hinzu und geht noch einen Schritt weiter: Die Welt wird „nicht glauben, dass der Vater den Sohn gesandt hat, …. wenn sie in der Realität nichts von der Einheit der wahren Christen sieht.“ (189)
  5. Wir sollten uns einer intellektuellen Auseinandersetzung mit anderen Menschen stellen. Wir sollen „erlernen, die Fragen der Menschen um uns herum zu beantworten.“ (191) Die höchste Überzeugungskraft bleibt jedoch die wahre Liebe, die wahre Christen anderen wahren Christen entgegen bringen.

Es gilt jedoch mit falschen Vorstellungen von Einheit aufzuräumen. Einmütigkeit ist nicht nur organisatorische Einheit (192). Ebenso wenig ist es legitim, von der „mystischen Gemeinschaft der unsichtbaren Kirche“ zu sprechen (193). Die Welt kann nur aufgrund eines Sachverhaltes beurteilen, „der ihrer Beobachtung zugänglich“ ist (194).

Wie zeigt sich aber sichtbare Liebe? Zuerst bedeutet es, nach einem Fehltritt zum Bruder hinzugehen und zu sagen: „Es tut mir leid“. (195) Dies geschieht jedoch so selten, dass Bitterkeit entsteht. Diese hinterlässt Narben, einen „Fluch für Generationen“ (197). Reue genügt jedoch nicht. Der nächste Schritt besteht darin dem anderen zu vergeben – und zwar ohne vom anderen den ersten Schritt zu erwarten.

Wenn Zurechtweisung nötig ist, wie soll sie geschehen? Zunächst soll diese Konfrontation „nie ohne Bedauern und ohne Tränen“ geschehen (200). Die Liebe soll uns umso deutlicher vor Augen stehen, „je tiefer die Meinungsverschiedenheiten unter den wahren Christen sind“ (201). Zudem sollen wir einen greifbaren Liebesbeweis erbringen, auch wenn dieser uns etwas kostet. Das kann so weit gehen, uns lieber übervorteilen zu lassen (1. Korinther 6,7). Nicht zuletzt sollen wir so vorgehen, dass die Lösung im Vordergrund steht. Es geht nicht darum, die Oberhand zu behalten. Dadurch können wir bei Meinungsverschiedenheiten besser zeigen, was Jesus mit der Liebe untereinander gemeint hat.

Gedanken zum Jahresende (7): Wieviel Social Media vertragen wir?

20min berichtet von der Überforderung von Jugendlichen:

Der Wunsch, auf allen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen und die Angst, etwas zu verpassen, sorgt bei vielen Jugendlichen für Stress.» Nach dem Motto «weniger ist mehr» wolle man deshalb die Vielfalt in Beziehungen, in der Freizeit und im Beruf reduzieren. «So möchte man beispielsweise weg von den 500 Facebook-Bekanntschaften und zurück zu drei bis vier engen Freunden».

Obwohl es schon eine Weile her ist, seit ich dieses Buch gelesen habe, kommt es mir immer wieder in den Sinn.

Mit dem Hyper-Multitasking an Tönen, Buchstaben, Stimmen, Gesichtern und Zahlen, die wir ständig zur Verarbeitung auf sie einpreschen lassen, katapultieren wir unsere Synapsen regelmässig ins kognitive Aus. Und auch dann noch ist es uns leider unmöglich, auf das kopfschmerzig-herzrasige Überforderungsgefühl, mit dem unser Hirn zu streiken versucht, einzugehen. Denn wir haben die Stille verlernt. Und sind süchtig nach Geräusch geworden.

Schuld daran sind nur wir selber. Denn wir waren es ja selbst, die allen verraten haben, dass wir, wenn einmal kein grünes Häkchen neben unserem Namen aufblinkt, nur so tun, als wären wir nicht da, und während wir auf ‘unsichtbar’ oder ‘abwesend’ gestellt sind, eigentlich genau so wie immer die ganze Zeit mit der Nase am Bildschirm kleben. Wir waren es selbst, die allen gesagt haben, dass wir unser Handy wirklich immer in der Hosentasche tragen. Und wir waren es selbst, die sogar blöd genug waren, auch noch das allerletzte Refugium, das uns wenigstens für einige Stunden oder Tage eine Pause vor uns selbst geben wollte, zu zerstören. Vermutlich haben wir einfach nicht nachgedacht, als wir glaubten, dass es sich schon nicht so schnell herumsprechen würde, wenn wir trotz aktivierter Abwesenheitsnotiz wie immer sofort auf unsere Mails antworteten.

Vielleicht sollten wir wegen alledem eine Selbsthilfegruppe gründen. In der wir uns dann gegenseitig beibringen könnten, wie man sich selbst ausschaltet. In der man lernt, wie man die Tabs , die man gerade erst geschlossen hat, weil man plötzlich merkte, wie unsinnig es ist, alle paar Sekunden sämtliche Accounts zu checken, nicht automatisch direkt danach gleich doch wieder zu öffnen.

Nina Pauer. Wir haben keine Angst. Fischer: Frankfurt 2011. (131-132)

Weihnachten in der nachchristlichen Gesellschaft

Dieser Tage erlebte ich mehrmals kurze Zwiegespräche zwischen Berufsleuten. „Und, wie gestaltet ihr die Festtage?“ Dann folgte eine kurze Skizze, die vier Elemente enthielten:

  1. „Das ist wichtigste ist für mich Ruhe.“ Dann folgt eine kurze Sprechpause.
  2. „Ein gutes Essen darf natürlich nicht fehlen.“ Für die Beschreibung der Mahlzeit folgt ein längeres Statement.
  3. An dritter Stelle folgt der Familienkontakt. Das ist die einzige Pflicht. Im persönlichen Gespräch bekomme ich dazu meistens ein Eingeständnis: Die Familie ist so zerstritten, dass die Begegnungen schmerzlich sind. Die beste Taktik ist deshalb die Vermeidung. Die Begegnung wird so kurz wie möglich gehalten.
  4. Geschenke an andere sind eher selten. Man beschenkt sich am liebsten selbst mit einem neuen elektronischen Gegenstand oder mit einer Flucht in wärmere Breitegrade.

Daraus leite ich den Minimalkonsens der säkularen Zivilreligion her:

  1. Es geht zu hektisch her und zu. Ich schulde mir selbst etwas Ruhe.
  2. Auf ein gutes Essen kann ich nicht verzichten.
  3. Die Probleme der anderen möchte ich mir möglichst vom Leib halten.
  4. Der wichtigste Empfänger meiner Geschenke bin ich selbst.

Das optimale therapeutische Vorgehen lautet:

  1. Suche nach einem Weg, dich ruhig zu stellen. Dafür bieten sich verschiedene Ablenkungen an.
  2. Als wichtigster Hygienefaktor erweist sich das Essen. Wenn es nicht stimmt, geht die Festtagslaune verloren. Wenn es stimmt, sind die Feiertage noch nicht als gelungen zu bezeichnen.
  3. Beziehungen mit anderen sind problematischer Natur. Ich störe mich an anderen. (Der Umkehrschluss würde lauten: Andere stören sich an mir.)
  4. Der bisher beschrittene Weg der Betäubung erweist sich als einziger Rettungspfad: Konsumismus.

Hier setzt die wirkliche Weihnachtsgeschichte ein.

  1. Gottes Sohn verlässt die Herrlichkeit, um Mensch zu werden.
  2. Dies bedeutet Armut und Bedürftigkeit.
  3. Er lässt sich bewusst auf unsere “Probleme” ein.
  4. Der Weg zum Heil ist die Selbsthingabe des sündlosen Gottessohnes.

Die ganze Weihnachtsgeschichte

Das ist eine hervorragende Idee: Die Weihnachtsgeschichte aus dem Johannesevangelium zu beschreiben. Hier findet sich die Geschichte. Zu Johannes 1,12 schreiben die Autoren:

Was bedeutet aber glauben? Die alten Theologen sahen drei Aspekte die für den rettenden Glauben essentiell sind.

  1. Noticia – Wissen
  2. Assensus – Zustimmen
  3. Fiducia – herzliches Vertrauen

Das Wissen ist wichtig denn es gibt keinen blinden Glauben (Aberglaube) oder einen Glauben ohne Inhalt. Wir müssen wissen an was wir glauben. Und der Inhalt des christlichen Glaubens ist das Werk von Jesus dem Retter. Seine Geburt, sein Leben, seine Kreuzigung, seine Auferstehung, seine Himmelfahrt und sein sitzen auf dem Herrscherthron des Weltalls.

Wissen allein reicht aber noch nicht den, man muss das bekannte auch für wahr halten. Dies ist wie wir das Wort Glaube im Alltag verwenden. Wir stimmen zu, dass etwas wahr ist.

Bis hierher unterscheidet sich unser Glaube noch nicht von dem Glauben der Teufel (Jakobus 2,19). Auch diese haben ein sehr detailliertes Wissen über Gott und halten es für wahr, aber das entscheidende Element fehlt ihnen.

Das herzliche Vertrauen in das Werk das Jesus getan hat anstatt in meine eigenen Werke zu vertrauen um vor Gott gerecht zu sein. Das persönliche Hinwenden zu Jesus in Buße mit der Bitte um Vergebung, das ist Fiducia, das dritte Element rettenden Glaubens.

Weihnachten 2013: “Jesu meine Freude”

Dieses Jahr wünsche ich meinen Lesern mit der wunderbaren Bach-Motette BWV 227 “Jesu meine Freude” gesegnete Weihnachten. Welche Kraft hat der Text aus Römer 8! Mein Ältester durfte ihn letztes Wochenende singen.

Jesu, meine Freude,
Meines Herzens Weide,
Jesu, meine Zier,
Ach wie lang, ach lange
Ist dem Herzen bange
Und verlangt nach dir!
Gottes Lamm, mein Bräutigam,
Außer dir soll mir auf Erden
Nichts sonst Liebers werden.

Es ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind, die nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geist.

Unter deinem Schirmen
Bin ich vor den Stürmen
Aller Feinde frei.
Lass den Satan wittern,
Lass den Feind erbittern,
Mir steht Jesus bei.
Ob es itzt gleich kracht und blitzt,
Ob gleich Sünd und Hölle schrecken:
Jesus will mich decken.

Denn das Gesetz des Geistes, der da lebendig macht in Christo Jesu, hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.

Trotz dem alten Drachen,
Trotz des Todes Rachen,
Trotz der Furcht darzu!
Tobe, Welt, und springe,
Ich steh hier und singe
In gar sichrer Ruh.
Gottes Macht hält mich in acht;
Erd und Abgrund muss verstummen,
Ob sie noch so brummen.

Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, so anders Gottes Geist in euch wohnet. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.

Weg mit allen Schätzen!
Du bist mein Ergötzen,
Jesu, meine Lust !
Weg ihr eitlen Ehren,
Ich mag euch nicht hören,
Bleibt mir unbewußt!
Elend, Not, Kreuz, Schmach und Tod
Soll mich, ob ich viel muss leiden,
Nicht von Jesu scheiden.

So aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen; der Geist aber ist das Leben um der Gerechtigkeit willen.

Gute Nacht, o Wesen,
Das die Welt erlesen,
Mir gefällst du nicht.
Gute Nacht, ihr Sünden,
Bleibet weit dahinten,
Kommt nicht mehr ans Licht!
Gute Nacht, du Stolz und Pracht!
Dir sei ganz, du Lasterleben,
Gute Nacht gegeben.

So nun der Geist des, der Jesum von den Toten auferwecket hat, in euch wohnet, so wird auch derselbige, der Christum von den Toten auferwecket hat, eure sterbliche Leiber lebendig machen um des willen, dass sein Geist in euch wohnet.

Weicht, ihr Trauergeister,
Denn mein Freudenmeister,
Jesus, tritt herein.
Denen, die Gott lieben,
Muss auch ihr Betrüben
Lauter Zucker sein.
Duld ich schon hier Spott und Hohn,
Dennoch bleibst du auch im Leide,
Jesu, meine Freude.

Buchbesprechung: Christliche Bildung im postmodernistischen Umfeld

Nicholas Wolterstorff. Educating for Shalom: Essays on Christian Higher Education. Eerdmans: Grand Rapids, 2004. 332 S. 20,99 Euro (Kindle Version 14,73 Euro).

In glauben & denken heute 2/2013 erschien meine Buchbesprechung:

Die Lektüre zog mich aus mehreren Gründen an: Erstens interessierte mich Wolterstorffs reformierte Perspektive. Zweitens freute ich mich auf das Lesen von Texten aus der Feder eines analytischen Philosophen. Sie heben sich oft wohltuend von den schwülstigen Gebilden deutscher Fachtexte ab. Weiter interessierte mich seine fachliche und inhaltliche Meinung. Was sind Ziele und Schwerpunkte einer christlich orientierten Hochschulbildung?

Hoffnungsbarometer 2014

Dr. Andreas Walker hat eben die Ergebnisse des Hoffnungsbarometers 2014 veröffentlicht. 21’812 Personen aus der Schweiz, Deutschland, Tschechien, Frankreich und weiteren Ländern nahmen dieses Jahr an der Umfrage teil. Für die Schweiz wurden 2’936 vollständige und korrekte Fragebogen ausgewertet.

Bei grossen persönlichen Hoffnungen für 2014 sind enge soziale Beziehungen und eine sinnvolle Arbeit wichtiger als Geld oder Karriere. Zum wiederholten Mal ist die “glückliche Ehe, Familie, Partnerschaft” die grösste persönliche Hoffnung, noch vor der “persönlichen Gesundheit”.  Spitzenpositionen belegen Hoffnungen für das enge soziale Umfeld, berufliche Anliegen rangieren deutlich weiter hinten.

Die Hoffnung auf eine „sinnvolle Aufgabe“ ist grösser als auf einen sicheren Arbeitsplatz bzw. auf Erfolg am Arbeitsplatz. Im Sinne der Maslow’schen Bedürfnispyramide ist in der Schweiz anscheinend die Furcht vor einem Arbeitsplatz oder das existentielle Bedürfnis nach Einkommen relativ gering:

Predigtankündigung: Der Dreitakt unseres Glaubens

Nachdem ich vor einem Jahr über den ersten Teil der ersten Frage des Heidelberger Katechismus gepredigt habe, fahre ich nächsten Sonntag weiter mit der zweiten Frage fort. Es geht um den “Herzschlag” des christlichen Glaubens, ich nenne ihn “Dreitakt”. Er bildet nicht nur die Struktur des gesamten Katechismus ab, sondern gibt uns überdies eine verlässliche Struktur unseres Glaubens:

Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?
Erstens: Wie groß meine Sünde und Elend ist.
Zweitens: Wie ich von allen meinen Sünden und Elend erlöst werde.
Drittens: Wie ich Gott für solche Erlösung soll dankbar sein.

Im Kommentar des Mitverfassers Zacharias Ursinus heisst es u. a.:

  1. Die Erkenntnis unseres Elends ist nötig für unseren Trost, weil sie uns alarmiert, indem sie eine Sehnsucht nach Erlösung weckt.
  2. Die Erkenntnis der Erlösung ist nötig für unseren Trost, damit wir nicht verzweifeln und keine andere Methode der Erlösung wählen.
  3. Die Erkenntnis der Dankbarkeit ist nötig für unseren Trost, dass er zusammen mit unserem Glauben wächst.

Jede Frage und Antwort des Katechismus ist sorgfältig aus der Bibel hergeleitet (siehe hier, hier oder hier).

Thomas K. Johnson hat in seinem Aufsatz “The Triple Knowledge and the Reformation Faith” auf die Bedeutung dieser wenigen Worte hingewiesen:

In roughly thirty words, the authors claim to outline the connections among our understanding of human nature, including existential self-knowledge, the role of authentic religion or faith in human life, and the meaning of daily life, including all of ethics.

Gedanken zum Jahresende (6): Gut zuhören und prüfen

Ich liebe es, erfahrene Menschen um Rat zu fragen. So habe ich schon manche wichtigen Hinweise bekommen. Nach meinen gesundheitlichen Problemen ging es mir anders: Ich habe (ungebeten) zahlreiche Ratschläge bekommen. So überdachte ich mein eigenes Vorgehen. Wie finde ich einen Mittelweg zwischen überstürztem Annehmen und voreiliger Ablehnung?

  • Ich notiere mir den Ratschlag mit Person, Datum und Inhalt.
  • Ich bete über dem Rat.
  • Mit der Zeit verdichten sich Hinweise, was ich wiederum notiere.
  • Ich stelle mir die Frage: Wie erweitert mir der Ratschlag den Horizont?
  • Es geht nur um Ratschläge, die sich innerhalb von Gottes Normen bewegen. Diese müssen nach den Kriterien überdacht werden: Was ist weise, das heisst wird der gesamten Situation gerecht? Und was passt zu meiner Biografie?
  • Ich treffe zusammen mit meiner Frau eine Entscheidung – bin aber offen, diese bei weiteren Einsichten zu korrigieren.