Descartes und die Letztbegründung im Ich

Vor einigen Wochen habe ich an der Studienwoche “Im Zweifel für den Zweifel” teilgenommen. Ron Kubsch ist in seinem Eingangsreferat “Glaube fängt mit Zweifeln an” auf René Descartes eingangen.

René Descartes (1596 – 1650) suchte mittels des radikalen Zweifels nach dem, was nicht mehr bezweifelt werden kann. Alles, was er früher für wahr hielt, konnte bezweifelt werden. Die letzte Instanz, vor dem der Zweifel Halt machte, war sein Selbstbewusstsein. Das Ich wurde zur unerschütterlichen Grundlage für das Erschliessen der Welt.

Descartes hat damit das moderne Denken eingeläutet. Die neuzeitliche Wissenschaft ist geboren. Der Mensch ist fähig Wahrheit zu erfassen und Wissen zu erwerben. Das hat zu vielen neuen Erkenntnissen geführt und eine enorme Innovation ausgelöst. Unbeabsichtigt hat er damit allerdings noch eine andere Entwicklung angestossen: Der neuzeitliche Zweifel hat  nämlich auch den Gottesglauben befallen. Warum sollte der Zweifel beim Selbstbewusstsein aufhören? Woher wissen wir, dass das Ich eine stabile Einheit ist?

Die Postmoderne hat den Gedanken zu Ende gedacht: Es gab nichts mehr, was nicht kritisiert wurde. Damit verschwand auch die schiere Notwendigkeit der Kritik. Was steht an, wenn alles schon bezweifelt ist? Wenn die Trauerarbeit bereits abgeschlossen ist? Die Karnevalisierung! Wir amüsieren uns zu Tode.

Kubsch plädiert dafür, die “Platzanweisung des Menschen” wieder ernst zu nehmen. Wenn Skepsis alles ist, was wir haben, dann ist die Zeit gekommen den Zweifel in Zweifel zu ziehen.